Es war der Initiator Dr. Kurt Pfeiffer, der vorschlug, der neuen Auszeichnung den Namen „Karlspreis der Stadt Aachen“ zu geben, um damit eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen.
Es verwundert nicht, daß Karl der Große zum Namensgeber für den neuen Preis wurde. Er gilt als erster Einiger Europas. Karl der Große wählte Ende des 8. Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz. Die Stadt weist somit zu Recht auf ihre frühe europäische Bedeutung hin. Sie war Mittelpunkt eines Reiches, das sich über die romanisch-fränkischen Kerngebiete, die germanischen Stammesgebiete östlich des Rheins und die Siedlungsgebiete der Sachsen, Franken, Friesen, Thüringer, Schwaben und Bayern erstreckte.
Karl der Große hatte Gelehrte aus ganz Europa um sich versammelt, die die Höhe der Bildung jener Zeit widerspiegelten. Sie gaben die Impulse für jene das ganze Reich erfassenden Bemühungen zur Bewahrung des antiken Bildungsgutes, der christlichen Traditionen und zur Pflege von Wissenschaft und Literatur. Zum Werk der Konsolidierung im Inneren des Reiches gehörte auch der Ausbau der Verwaltung und der Justiz sowie eine einheitliche Gesetzgebung. Karls besonderes Augenmerk galt dem christlichen Glauben, den er als entscheidende Klammer für die Einheit des Reiches betrachtete.
Obwohl das Reich nach dem Tode Karls in verschiedene Teile zerfiel, blieb die durch das Christentum verkörperte Einheit erhalten. Damit gewann das Grab des als „Pater Europae“ bezeichneten Frankenkönigs im Aachener Dom eine große Bedeutung. Es wurde zu einem „lieu de mémoire“ für Deutsche und Franzosen.
Karl der Große war jedoch mehr als nur ein Namensgeber für den Preis. Mit der Bezeichnung "Karlspreis" wurde auch die Idee des christlichen Abendlandes in die Gründungsproklamation für die Auszeichnung aufgenommen, und zwar in einem doppelten Sinne: Einerseits rückblickend auf das Karolingische Reich als Sinnbild für die Einheit von Grundwerten und Regeln (Sprache, Währung, Verwaltung, Religion, Kultur, Gesetze). Andererseits fungierte die Idee des christlichen Abendlandes als Leitgedanke für die künftige politische und wirtschaftliche Einigung Europas.
Mit dem Preis sollte, wie es in der Proklamation der Stifter heißt, „nicht nur auf das ungelöste Problem einer europäischen Einigung immer wieder hingewiesen werden“; gleichzeitig wollten sie „auch Wege zur praktischen Lösung dieser drängenden Frage“ aufzeigen. Die Stifter des Karlspreises sahen in der wirtschaftlichen Einigung eine unerlässliche Vorstufe für eine umfassende europäische Einigung.