Die Stadt Aachen, einst Mittelpunkt der gesamten abendländischen Welt, dann zur Stadt an der Grenze geworden, ist sich der historischen Aufgabe wahren Grenzertums :“Zu vermitteln und die Grenzen zu überwinden“ immer bewußt gewesen. Bande des Blutes verknüpften die Einwohner unserer Stadt mit der Bevölkerung der Nachbarstaaten und immer gab es in Aachen geistig überlegene und weitschauende Männer, die gegen alle nationale Engstirnigkeit und vermeintliche Interessen versuchen, das Gemeinsame und Verbindende des abendländischen Raumes und abendländischer Kultur zu finden.
Nach zwei Weltkriegen, in denen die Grenzlage unserer Stadt sich besonders nachteilig auswirkte und in denen das redliche Bemühen mehrerer Generationen um Überwindung imaginärer nationaler Gegensätze sich als vergeblich erwies, müht sich unsere in Trümmer gesunkene Stadt um ihr Lebensrecht. Aber sie ist, durch furchtbare Erfahrungen bereichert, mehr als je bereit, für die abendländische Einigung und als unerläßliche Vorstufe dazu, für wirtschaftliche Einheit sich einzusetzen. Da die Fortschritte der Menschheit immer von einzelnen genialen Persönlichkeiten ausgegangen sind, die sich trotz aller Widerstände ganz ihrer Idee hingegeben haben, muß es nützlich und förderlich sein, auf diese Männer als Vorbilder hinzuweisen, zur Nachahmung und zur Verwirklichung ihrer Ideen aufzufordern.
Daher haben eine Anzahl Bürger unserer Stadt Aachen, dieser durch ihre Geburt oder durch Erfüllung ihrer Lebensaufgabe auf immer verbunden, beschlossen, einen Internationalen Preis der Stadt Aachen zu stiften, der in Erinnerung an den großen Begründer abendländischer Kultur „Karlspreis der Stadt Aachen“ genannt werden soll. Er wird jährlich an verdiente Persönlichkeiten verliehen, die den Gedanken der abendländischen Einigung in politischer, wirtschaftlicher und geistiger Beziehung gefördert haben.
Es ist unter Mitwirkung des Oberbürgermeisters, des Oberstadtdirektors, des Bischofs von Aachen, des Rektors der Technischen Hochschule und acht weiterer Vertreter des Wirtschafts- und Geisteslebens unserer Stadt eine Gesellschaft gegründet worden, die Träger der mit der Verleihung des „Karlspreises der Stadt Aachen“ verbundenen Aufgaben sein wird. Diese Gesellschaft, die im verpflichtenden Namen unserer großen historischen Tradition spricht und handelt, wird bereits im Jahr 1950 einen Preisträger nominieren und nach Vollzug der Wahl der Öffentlichkeit bekanntgeben. Sie will damit nicht nur auf das ungelöste Problem der europäischen Einigung immer wieder mahnend hinweisen, sondern versuchen, auch Wege zur praktischen Lösung dieser drängenden Frage aufzuzeigen. Sie erstrebt dabei nicht nur die Sympathie und die Mitwirkung der Aachener Bürgerschaft, sondern der ganzen abendländischen Welt.
Dr. Albert Maas, Oberbürgermeister/ Albert Servais, Oberstadtdirektor / Dr. Johannes Josef van der Velden, Bischof von Aachen / Professor Dr. Wilhelm Müller, Rektor der Technischen Hochschule / Dr. Kurt Pfeiffer, Kaufmann / Hermann Heusch, Präsident der Handelskammer / Dr. Franz Krauß, Hochschulprofessor / Ludwig Kuhnen, Bürgermeister / Dr. Peter Mennicken, Hochschulprofessor / Carel Nieuwenhuysen, Direktor / Erasmus Schlapp, Tuchfabrikant / Dr. Jean Louis Schrader, Generaldirektor.